Paola Vannucchi, Professorin an der Universität Florenz, Italien, wird für 12 Monate am GFZ forschen. Als Stipendiatin der Alexander von Humboldt-Stiftung ist sie Gast bei Prof. Dr. Claudia Faccenna in der Sektion 4.1 „Dynamik der Lithosphäre“. Die Humboldt-Forschungsstipendien ermöglichen es herausragenden Postdoktorand:innen und erfahrenen Wissenschaftler:innen aus aller Welt, sechs bis 24 Monate in Deutschland zu forschen.
Paola Vannucchi ist Wissenschaftlerin mit Spezialisierung auf Tektonik und marine Geologie. Ihre Forschung fokussiert sich insbesondere auf das Gleichgewicht von Akkretion (Ansammlung von Material) und Erosion in Subduktionszonen. Sie untersucht sowohl rezente submarine Subduktionssysteme als auch fossile Systeme, die in Gebirgszügen freigelegt wurden, wie auch deren Bedeutung für die Entwicklung von Kontinenten.
Ihre aktuelle Forschungsarbeit ist fokussiert auf die Grenzflächen zwischen Subduktionsplatten; Vannucci analysiert, wie und wo Spannungen in rezenten und fossilen Subduktionssystemen auf unterschiedlichen räumlichen und zeitlichen Skalen abgebaut werden. Ihre Arbeit konzentriert sich auch auf die tektonischen Prozesse, die zur Deformation, Destruktion und Neuformung von Vorlandbecken (forearcs) führen, sowie auf die Rolle von marinen Transformationsstörungen und Bruchzonen (TF/FZ) bei der Auslösung von Subduktion.
Paola Vannucchi studierte Geologie an der Universität Florenz und schloss ihr Studium 1993 ab. 1998 promovierte sie in einem Kooperationsprogramm der Universitäten Bologna und Modena und Reggio Emilia, mit Forschungsaufenthalten an der University of California, Santa Cruz. Nach der Forschung als Postdoc in Wales und später als Forscherin und Dozentin in Italien und Großbritannien wurde sie 2017 Professorin am Royal Holloway, University of London. Im Laufe ihrer wissenschaftlichen Karriere war sie an verschiedenen internationalen Forschungsprojekten beteiligt, unter anderem im Rahmen des International Ocean Discovery Program (IODP). Seit 2020 ist sie Professorin für Tektonik und Strukturgeologie an der Universität Florenz.
Für ihre wissenschaftlichen Leistungen hat sie mehrere Auszeichnungen erhalten: 2015 wurde sie zur „Distinguished Lecturer“ des European Consortium for Ocean Research and Drilling (ECORD) ernannt. 2004 erhielt sie den Arne Richter Outstanding Young Scientist Award der European Geosciences Union, und im Jahr 2000 wurde sie mit dem Best Young Author Award der Geological Society of London ausgezeichnet.
Paola Vannucchi ist derzeit Vizepräsidentin der TS Division (Tektonik und Strukturgeologie) der European Geosciences Union und ein aktives Mitglied der American Geophysical Union und der Società Geologica Italiana.
Während ihres Forschungsaufenthalts am GFZ wird sich Paola Vannucchi insbesondere auf die Wechselwirkungen zwischen Klima, Sedimentation und Tektonik in Subduktionszonen konzentrieren und ggf. auch auf zusätzliche Forschungsfragen eingehen, die durch ihren Aufenthalt und die Zusammenarbeit mit anderen GFZ-Forscher:innen angeregt werden.