Vom 2. bis 4. April fand am GFZ das 3. Treffen des Arbeitskreises „Geomagnetik“ der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft (DGG) statt. Er wurde am 30. Januar 2023 mit dem Ziel gegründet, die heterogen verteilten Einrichtungen und Expertisen der Themenbereiche der geo-, archäo-, paläo-, mineral-, umwelt- und biomagnetischen Forschung in Deutschland und den Nachbarländern zu bündeln und weiterzuentwickeln.
Die 22 Teilnehmenden aus Deutschland und Nachbarländern diskutierten einen Tag lang am Adolf-Schmidt-Observatorium für Erdmagnetismus des GFZ in Niemegk gegenwärtige und zukünftige Entwicklungen in den Bereichen Geomagnetismus und Geomagnetik. Projekte der verschiedenen Einrichtungen wurden vorgestellt und mögliche gemeinsame Projekte sowie Einbindungen in internationale Programme und Netzwerke erörtert, um Synergieeffekte im Rahmen der vielfältigen Anwendungsbereiche der geomagnetischen Forschung zu nutzen. Neben Führungen durch das geomagnetische Observatorium und das Labor für Erdmagnetismus in Raum und Zeit des GFZ auf dem Telegrafenberg erhielten die Teilnehmenden auch Informationen zur Geschichte der beiden Standorte.
Zum Themenspektrum des Arbeitskreises gehören einerseits die Beobachtung und Vermessung des aktuellen Erdmagnetfelds sowohl vom Erdboden als auch von Satelliten aus und die Nutzung dieser Daten z. B. zur Berechnung des Internationalen Geomagnetischen Referenzfeldes (IGRF), zur Kartierung von magnetischen Anomalien in der Erdkruste, zur Charakterisierung von Teilchenstromsystemen und den Bedingungen im erdnahen Weltraum (Space Weather) sowie zur Erforschung der elektrischen Leitfähigkeit des gesamten Erdmantels und der Dynamik des äußeren Erdkerns. Andererseits umfassen die in paläomagnetischen Laboren verwendeten Methoden ein breites Spektrum von Anwendungen. In der Archäo- und Paläomagnetik werden neben Erkenntnissen zu Magnetfeldvariationen der Vergangenheit Daten zur Datierung archäologischer Materialien sowie zur magnetostratigraphischen Datierung sedimentärer und vulkanischer Abfolgen, der Charakterisierung magmatischer Prozesse und der plattentektonischen Rekonstruktion gewonnen. Untersuchungen des Mineralmagnetismus dienen nicht nur der Verifikation der paläomagnetischen Magnetfeldvariationen, sondern auch der Rekonstruktion von Umweltbedingungen im Lauf der Erdgeschichte. Dazu kommen in der Umweltmagnetik magnetische Kartierungen und Bodenanalysen zur Detektion und Analyse des anthropogen erzeugten Eintrags magnetischer Partikel durch Industrie oder Verkehr in die Umwelt. Im Biomagnetismus werden magnetotaktische Bakterien untersucht, die wertvolle Informationen z. B. über den Austausch von Nährstoffen in Seen, Flussdeltas und Ozeanen liefern können. In Kombination mit Bestimmungen des Gehalts an kosmogenen Radionukliden und geochemischen Untersuchungen können außerdem Einblicke in die Klimageschichte gewonnen werden. Das unterstützt die Bemühungen, die gegenwärtigen Klimaänderungen zu verstehen. Die durch den AK Geomagnetik abgedeckten Methodiken haben darüber hinaus Überschneidungen mit anderen wissenschaftlichen und angewandten Disziplinen, wie der Biologie, Medizin, Festkörperphysik, Vor- und Frühgeschichte, Umwelttechnik, Kampfmitteldetektion und Nautik.
Der AK Geomagnetik steht allen interessierten Kolleginnen und Kollegen offen und wird auch seine Vernetzung in Europa und international sukzessive ausbauen.