Vulkanseismologisches Experiment in der Eifel | LARGE-N


Die intrakontinentalen Vulkansysteme der Eifel sind durch große Basaltfelder mit Hunderten von verteilten Schlackenkegeln und Maaren mit episodischer Aktivität seit etwa 60 Ma gekennzeichnet (Abb. 1).

Seit 2013 werden in der Osteifel unter dem Laacher See episodische Schübe von schwachen, tiefen, niederfrequenten Erdbeben (DLF Beben) beobachtet (Abb. 2), welche mit der Bewegung von magmatischen Fluiden im oberen Mantel und der Unterkruste in Verbindung gebracht werden. Da die Erkennung der kleinen DLF Beben nicht einfach ist, wurde die seismische Überwachung der Osteifel durch den Landeserdbebendienst Rheinland-Pfalz in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert. Auch das GFZ hat zusammen mit dem Erdbebendienst und Partnern angefangen Multiparameterstationen in der Osteifel zu installieren.

Um das Magmasystem unter den basaltischen Vulkanfeldern der Eifel insgesamt besser zu verstehen, ist die Auflösung der Krusten- und Mantelstruktur eine wesentliche Voraussetzung. Aufgrund der moderaten Topographie und der einfachen Zugänglichkeit erlaubt insbesonders die Eifelregion den Einsatz innovativer, geophysikalischer Abbildungs- und Monitoringverfahren, welche die Potenziale eines dichten, temporären Stationsnetzes voll ausschöpfen können.

In dem Large-N Pilotexperiment wurden mehr als 350 seismische Stationen um die Vulkanfelder der Eifel aufgebaut (Abb. 3, 4) und für etwa ein Jahr Erdbeben und Hintergrundrauschen registriert. Das Experiment ist einzigartig in Deutschland in Bezug auf die Anzahl und Dichte der Stationen und die spezifischen Forschungsfragen. Partner aus Universitäten und geologischen Landesdiensten beteiligten sich aktiv an der Planung und Durchführung.

Die Messungen wurden Anfang September 2023 abgeschlossen. In der nächsten Phase erfolgt die Auswertung der Daten. Die Ergebnisse des Experiments werden nach der Auswertung zugänglich gemacht.

Information zu ersten wissenschaftlichen Ergebnissen

Verteilte Vulkanfelder sind eine wenig erforschte Form des Vulkanismus innerhalb kontinentaler Platten. Sie zeichnen sich durch eine große Anzahl von Vulkanen und Maaren aus, die sich über eine Fläche von 1.000 bis 10.000 km² verteilen. In den meisten Fällen ist jeder dieser Vulkane nur einmal aktiv; die folgenden Eruptionen finden dann an einem anderen Ort statt. Um die Gefahr durch diese Art des Vulkanismus besser einschätzen zu können, ist es wichtig, das magmatische System von der Manteltiefe bis zur oberen Kruste abzubilden und kleine Reservoire zu kartieren, aus denen Magma aufsteigen und einen einzelnen Ausbruch verursachen könnte. 

Um diese Fragen zu untersuchen, hat das Helmholtz-Zentrum für Geoforschung GFZ zusammen mit Universitäten und Erdbebendiensten aus Deutschland und Luxemburg ein seismologisches Großexperiment in den Vulkanfeldern der Eifel durchgeführt. Dabei kamen mehr als 500 seismische Stationen in Kombination mit akustischer Sensorik entlang eines 64 Kilometer langen, ungenutzten Lichtleiterkabels zum Einsatz. Das Experiment, das größte dieser Art, das jemals in Deutschland durchgeführt wurde, ermöglichte Stationsabstände von teilweise weniger als zwei Kilometern. Dadurch konnten erstmalig hochauflösende Untergrunduntersuchungen direkt unter den Vulkanen der Eifel durchgeführt werden. Wissenschaftlerteams des GFZ und der beteiligten Partner haben jetzt erste Ergebnisse veröffentlicht. Diese bestätigen einerseits bisherige Vermutungen über den Aufbau und Zustand der Vulkane in der Eifel, decken aber auch Unerwartetes auf.

So zeigen hochauflösende tomographische Abbildungen des Untergrundes erstmalig die Lage, Position und Tiefe des Magmareservoirs, das den Ausbruch des Laacher Sees vor 13.000 Jahren verursacht hatte. Die wenige Tage dauernde Hauptphase des Ausbruchs war hochexplosiv und hatte bei Mendig, südlich des Laacher Sees, mächtige Asche- und Glutlawinen Ablagerungen erzeugt. Bisher konnte nur indirekt aus den Untersuchungen der Mendiger Tephraschichten auf die Größe und Tiefe der Magmakammer unter dem Laacher See geschlossen werden. Die seismische Tomographie zeigt eine Anomalie der seismischen Geschwindigkeiten unter dem Laacher See bis in 10 Kilometer Tiefe, deutlich tiefer als bisher vermutet. Die Anomalie fällt überraschenderweise nicht senkrecht nach unten ein, sondern schräg in Richtung des Neuwieder Beckens, wo sich auch die meisten Mikrobeben in der Vulkaneifel anhäufen. 

Mit Hilfe des außergewöhnlichen Datensatzes konnten in einem Jahr mehr als tausend Mikrobeben lokalisiert werden. Die meisten dieser Beben treten entlang einer schmalen, vertikalen Zone zwischen Ochtendung und dem Laacher See auf. Es gibt aber auch Erdbebencluster, welche in den Randbereichen der seismischen Geschwindigkeitsanomalien auftreten. Das hat die Wissenschaftler überrascht, da dies auf eine erhöhte Temperatur in diesen Bereichen hindeuten könnte. 

„Am meisten überrascht haben uns die starken Reflexionen seismischer Wellen an den Schichtgrenzen in der oberen und unteren Kruste unter dem Neuwieder Becken“, sagt Torsten Dahm, der Leiter des Eifel-Large-N-Experiments. „Die Stärke der Reflexionen deutet darauf hin, dass sich Fluide in diesen Schichten angesammelt haben. Ob es sich dabei um Magma oder magmatische Fluide handelt, ist noch nicht geklärt und soll mithilfe verbesserter Auswertemethoden untersucht werden.“

Projektverantwortliche:
Prof. Dr. Torsten Dahm

ProjektmitarbeiterInnen GFZ:
Dr. H. Woith, Dr. C. Milkereit, M. Isken, Dr. S. Cesca (Sektion 2.1)
Prof. Dr. C. Krawczyk, Dr. C. Haberland (Sektion 2.2)
Prof. F. Tilmann, Dr.  X. Yuan, Dr. C. Sens-Schönfelder,  (Sektion 2.4)
Prof. F. Cotton, Dr. M. Pilz (Sektion 2.6)

Partner:
Dr. M. Hensch,  Landeserdbebendienst Baden Württemberg;  B. Schmidt, Landesamt für Geologie und Bergbau, Mainz;  Dr. B. Endrun- Knapmeyer, Universität Köln; T. Meier, Universität Kiel;  L. de Siena, Universität Mainz;  M. van Camp, T. Lecocq, Royal Observatory of Belgium;   A. Oth, European Center for Geodynamics and Seismology (ECGS)

Kontakt: 
E-Mail:  Eifel-largeN@gfz.de

Links:
 Poster Abstract DGG2022 

Publikationen: 
Dahm, T., Stiller, M., Mechie, J., Heimann, S., Hensch, M., Woith, H., Schmidt, B., Gabriel, G., Weber, M. (2020): Seismological and geophysical signatures of the deep crustal magma systems of the Cenozoic volcanic fields beneath the Eifel, Germany. - Geochemistry Geophysics Geosystems (G3), 21, 9, e2020GC009062. https://doi.org/10.1029/2020GC009062

Hensch, M., Dahm, T., Ritter, J., Heimann, S., Schmidt, B., Stange, S., Lehmann, K. (2019): Deep low-frequency earthquakes reveal ongoing magmatic recharge beneath Laacher See Volcano (Eifel, Germany). - Geophysical Journal International, 216, 3, 2025-2036.  https://doi.org/10.1093/gji/ggy532

Dahm et al., (2025): A seismological large-N multisensor experiment to study the magma transfer of intracontinental volcanic fields: The example of the Eifel, Germany. Seismicadoi:10.26443/seismica.v4i2.1492 

Zhang et al., (2025): The upper crustal structure of the Eifel volcanic region (southwest Germany) from local earthquake tomography using Large-N seismic network data. ESS Open Archive. https://doi.org/10.22541/essoar.175827276.61044315/v1

FAQ - zu den ersten wissenschaftlichen Ergebnissen (Stand 09/2025)

FAQ - zu geplanten Forschungsaktivitäten in der Vulkaneifel (Stand 03/2022)

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