Satellitengestützte Observation
LEO-Satelliten für die Erdbeobachtung
Wir nutzen Daten von Satelliten in niedriger Erdumlaufbahn (LEO), um unseren Planeten und seine nahen Weltraumumgebung, insbesondere das Erdmagnetfeld, die Ionosphäre und die Thermosphäre, zu beobachten und besser zu verstehen. Diese Daten sind von entscheidender Bedeutung für die Analyse, wie diese Systeme durch die Sonnenaktivität und verschiedene Prozesse im Erdinneren beeinflusst werden. Wir haben und arbeiten weiterhin mit Daten aus speziellen Magnetsatellitenmissionen, entwickeln wissenschaftliche Produkte, erstellen Datenverarbeitungsalgorithmen, tragen zu Kalibrierungs- und Validierungsaktivitäten bei und unterstützen die Missionsplanung. Wissenschaftler des GFZ waren Teil der Teams, die wichtige Missionen wie CHAMP (deutsche Magnetfeldmission unter Leitung des GFZ) und Swarm (Magnetfeldmission der ESA) vorgeschlagen haben. Unsere Aufgaben variierten je nach Mission und reichten von der Konzeptentwicklung und dem Nutzlastdesign der Satelliten bis hin zur langfristigen Datenanalyse und Produktlieferung. Damit haben wir wesentlich dazu beigetragen, die globale Magnetfeldmodellierung und unser Verständnis des erdnahen Weltraums voranzubringen.

Neben dedizierten Magnetfeldmissionen sind wir aktiv an der Magnetfeldforschung durch Plattformmagnetometrie beteiligt, bei der Navigationsmagnetometer an Bord von Satelliten zum Einsatz kommen. Ein wichtiges Beispiel ist die Mission GRACE-FO (Gravity Recovery and Climate Experiment - Follow-On), bei der wir Magnetfelddaten der an Bord von GRACE-FO befindlichen Magnetometer verarbeiten und kalibrieren. Damit zeigen wir, dass auch Plattformen, die nicht für die Magnetfeldbeobachtung vorgesehen sind, wertvolle Erkenntnisse über das Magnetfeld der Erde liefern können, wenn sie durch sorgfältige Datenverarbeitung und wissenschaftliche Auswertung unterstützt werden.
Wir leisteten und leisten weiterhin wesentliche Beiträge zu wichtigen Satellitenmissionen wie CHAMP, Swarm, GOCE, GRACE, und GRACE-FO, indem wir Software-Tools entwickeln, wissenschaftliche Datenprodukte erstellen und bei CHAMP und Swarm die Durchführung der Missionen unterstützen haben. Diese LEO-Missionen bieten eine kontinuierliche und langfristige Sicht auf dynamische Prozesse, die innerhalb der Erde, ihrer Atmosphäre und im erdnahen Weltraumumgebung ablaufen. Sie sind für die Untersuchung der komplexen, gekoppelten Wechselwirkungen innerhalb des Magnetosphären-Ionosphären-Thermosphären-Systems (MIT) von entscheidender Bedeutung. Die aus diesen Missionen gewonnenen Daten unterstützen die Weltraumwetterüberwachung, verbessern unser Verständnis der erdnahen Umgebung und fördern und sichern Technologien wie Navigation und Kommunikation. Durch die separate und kombinierte Nutzung von Satelliten- und bodengestützten Beobachtungen verbessert unsere Forschung unser Verständnis der Umwelt der Erde und unterstützt praktische Anwendungen, die der Gesellschaft zugutekommen.
Weltraumwettermonitoring
Weltraumwetter bezeichnet die sich stetig verändernden Bedingungen in der erdnahen Weltraumumgebung, die in erster Linie durch die Aktivität der Sonne verursacht werden. Sonnenphänomene wie Flares, koronale Massenauswürfe und schnelle Sonnenwindströme können die Magnetosphäre, Ionosphäre und Thermosphäre der Erde stören. Diese Störungen, die zusammen als Weltraumwetter bezeichnet werden, können weitreichende Auswirkungen haben, nicht nur auf weltraumgestützte Technologien wie Satelliten und Navigationssysteme, sondern auch auf die Infrastruktur am Boden.
Wir tragen zur Weltraumwetterüberwachung durch unsere Beteiligung am Space Weather Service Network der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) bei. Wir stellen geomagnetische und ionosphärische Daten und Dienste im Rahmen des SWESNET-Konsortiums bereit, das die voroperativen und Entwicklungsaktivitäten der fünf Expert Service Centres (ESC) des Netzwerks koordiniert. Unsere Beiträge konzentrieren sich auf zwei ESCs: das Ionospheric Weather ESC (I-ESC) und das Geomagnetic Conditions ESC (G-ESC). Für das I-ESC liefern wir ionosphärische Produkte, die aus der Swarm-Mission abgeleitet werden. Zu diesen Produkten gehören die Gesamtelektronengehalt (TEC), die Änderungsrate des TEC (ROT), der TEC-Index (ROTI), die Elektronendichte und der Ionosphärenblasenindex (IBI). Die Überwachung dieser Parameter ist von entscheidender Bedeutung, da Schwankungen in der Ionosphäre insbesondere in Zeiten erhöhter Sonnen- und geomagnetischer Aktivität zu erheblichen Störungen der Satellitenkommunikation, GPS-Signale und Hochfrequenzfunkübertragungen führen können. Diese Datenprodukte tragen zur Verbesserung der Genauigkeit von Ionosphärenvorhersagen bei und unterstützen Strategien zur Minderung der Auswirkungen von Weltraumwetterereignissen. Im Rahmen des G-ESC leisten wir einen Beitrag durch die Bereitstellung geomagnetischer Indizes wie Kp und Hpo sowie deren Derivate. Darüber hinaus liefern wir den Polar Electrojet (PEJ)-Index, Field-Aligned Currents (FAC) und hochauflösende Vektormagnetfelddaten (MAG), die aus der Swarm-Mission gewonnen wurden. Diese Produkte unterstützen die detaillierte Überwachung und Modellierung der geomagnetischen Aktivität und sind für das Verständnis der Magnetosphärendynamik und ihrer Auswirkungen auf bodengestützte und weltraumgestützte Technologien von entscheidender Bedeutung.

Zusammen mit der Arbeitsgruppe „Geomagnetische Observatorien“ bieten wir auch K-basierte geomagnetische Vorhersagen an, die anhand von Daten aus einem globalen Netzwerk geomagnetischer Observatorien die geomagnetische Aktivität vorhersagen. Diese Vorhersagen kombinieren Messungen einzelner Observatorien und wenden dieselben physikalischen Prinzipien an, die zur Ableitung etablierter Indizes wie Kp (ap) und Hpo (apo) verwendet werden. Diese Methode ermöglicht genaue und hochauflösende Vorhersagen von geomagnetischen Störungen, die durch Sonnenaktivität verursacht werden, selbst wenn keine oder nur begrenzte Echtzeitdaten zum Sonnenwind verfügbar sind.
Kombination von Weltraum- und bodengestützten Daten
Gemeinsam mit der Arbeitsgruppe „Entwicklung des Erdmagnetfelds“ unterstützen wir die Entwicklung des International Geomagnetic Reference Field (IGRF) durch die Bereitstellung von Magnetfelddaten und -modellen. Das IGRF besteht aus Koeffizienten aus Gauss'schen Kugelflächenformeln, mit denen das großräumige innere Magnetfeld der Erde und seine langfristigen Schwankungen mathematisch dargestellt werden. Das Modell wird von der V-MOD-Arbeitsgruppe der International Association of Geomagnetism and Aeronomy (IAGA) gepflegt und basiert auf Daten von Satellitenmissionen, Bodenobservatorien und magnetischen Vermessungen. Es ist für die wissenschaftliche Forschung und praktische Anwendungen von wesentlicher Bedeutung.
Zur Verfügung gestellte Dienste und Datensätze
- K-basierte geomagnetische Vorhersagedaten und -dienste
- Daten- und Dienstleistungsbereitstellung für die ESA Satellitenmission Swarm
- Daten- und Dienstleistungsbereitstellung für das Weltraumwetterdienstnetzwerk der ESA – I-ESC
- Daten- und Dienstleistungsbereitstellung für das Weltraumwetterdienstnetzwerk der ESA – G-ESC
- Beiträge zum Internationalen Geomagnetischen Referenzfeld (IGRF)
Laufende Projekte
- Swarm DISC: Public outreach, maintenance, development and operational activities
- AMARETTO: opticAlly puMped mAgnetometers foR EarTh observaTiOn
- I-ESC: Ionospheric Weather Expert Service Centre - development and operational activities
- G-ESC: Geomagnetic Conditions Expert Service Centre - development and operational activities
- GEOMAGFOR: Forecasting the geomagnetic field with artificial intelligence methods
- PITHIA-NRF: Plasmasphere Ionosphere Thermosphere Integrated Research Environment and Access services: a Network of Research Facilities