Mehrfachgefährdung und Kaskaden

Hintergrund

Das UNISDR (United Nations Office for Disaster Risk Reduction, 2016) definiert Mehrfachgefahren als „Ereignisse, die unter Berücksichtigung der möglichen Wechselwirkungen gleichzeitig, kaskadenartig oder kumulativ im Laufe der Zeit auftreten können“. Aufgrund von Schwierigkeiten beim Erkennen, Verstehen und Definieren der Wechselbeziehungen zwischen den einzelnen Gefahren sowie des Mangels an Daten über ihre gegenseitige Abhängigkeit überlagern die meisten „Multi-Hazard-Risiko“-Modelle lediglich einzelne Gefahren, ohne ihre inhärenten Wechselwirkungen zu berücksichtigen. Darüber hinaus mangelt es an umfassenden Ansätzen, die die komplexen Wechselwirkungen zwischen Gefahren, Exposition und Anfälligkeit über einfache räumliche Überschneidungen hinaus erfassen. Diese Wechselwirkungen sind von entscheidender Bedeutung, da sich Risiken sowohl räumlich als auch zeitlich häufen oder gegenseitig verstärken können. Allerdings sind Gefahren-Expositions-Beziehungen, Veränderungen der Exposition im Laufe der Zeit und Anfälligkeit für eine vollständige Charakterisierung von Mehrfachrisiken unerlässlich. Diese Komplexität bedeutet, dass die Modellierung von Mehrfachgefahrenrisiken rechenintensiv sein kann und qualitativ hochwertige Eingabedaten erfordert. Darüber hinaus können Mehrfachgefahrenmodelle durch die Vielfalt der einbeziehbaren Gefahrenarten, durch Diskrepanzen in räumlichen und zeitlichen Maßstäben und durch komplexe Datenanforderungen eingeschränkt werden. 

Eine weitere Herausforderung ist der zunehmende Bedarf an verlässlicher Risikobewertungen auf nationaler, regionaler oder globaler Ebene, um potenzielle Auswirkungen zu verstehen, wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse für die Katastrophenvorsorge zu liefern und eine koordinierte Planung zu ermöglichen. Gleichzeitig verbessert sich die Datenverfügbarkeit, mit Informationen in höherer räumlicher und zeitlicher Auflösung über Bevölkerungsgruppen, Gebäudebestand, Topografie und Gefahrenfaktoren wie Niederschlagsvorhersagen oder beobachtete Niederschläge. Dieser Fortschritt ist wertvoll, führt aber auch zu höheren Rechenanforderungen, da größere räumliche Skalen und Daten mit feinerer räumlich-zeitlicher Auflösung benötigt werden. Die Bewältigung dieser Herausforderung, die Balance zwischen Skalierung und Auflösung zu finden, ist ein ständiges Problem bei der Risikobewertung für mehrere Gefahren. 

Wissenschaftliche Schlüsselfragen

  • Wo treten in einer bestimmten Region Cluster und Hotspots von Mehrfachgefahren auf?
  • Welche unterschiedlichen räumlichen und zeitlichen Abhängigkeiten bestehen zwischen den verschiedenen Gefahren?
  • Welche Auswirkungen haben unsere Methoden zur Beurteilung mehrerer Gefahren auf die Katastrophenvorsorge, das Katastrophenmanagement und die Katastrophenhilfe?

Zugehörige Projekte

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