Am 23. Juli besuchten die Botschafterin des Königreichs der Niederlande, Ihre Exzellenz Hester Marie-Jeanne Somsen, und der Ministerpräsident Brandenburgs, Dr. Dietmar Woidke, das GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung – auf Einladung der Wissenschaftlichen Vorständin Prof. Susanne Buiter, die selbst gebürtige Niederländerin ist. Die Visite war Teil des Antrittsbesuchs der Botschafterin beim Ministerpräsidenten und bot auch die Gelegenheit zu einem Austausch über wichtige Forschungsthemen des GFZ, die für beide Länder von Interesse sind. Ein Fokus: Landschaftsmonitoring mit Drohnen und faseroptische Sensorik für das Monitoring von kritischen Infrastrukturen wie Brücken und Deichen.
Impressionen des Besuchs finden Sie in der obigen Bildergalerie.
Hintergrund: Gemeinsame Interessen von Brandenburg, Niederlande und GFZ
Brandenburg und die Niederlande sind enge Partner in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Die Niederlande sind nach Polen der zweitwichtigste Exportmarkt für Unternehmen aus Brandenburg. Zahlreiche wissenschaftliche Institutionen kooperieren zu Themen wie Klimaschutz und nachhaltige Energienutzung. Die historischen Verbindungen sind mit der Stadt Oranienburg oder dem Holländischen Viertel in Potsdam eng.
Das GFZ ist die größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung im Land Brandenburg. Es kooperiert derzeit aktiv in 22 EU-Projekten des „Horizon Europe“-Programms mit niederländischen Institutionen. Die gemeinsamen Forschungsinteressen konzentrieren sich thematisch auf Klimaschutz, Emissionsminderung, nachhaltige Energienutzung und Ökosystemschutz und liefern dort bedeutende Innovationen. Die Projekte haben unmittelbare Relevanz auch für wichtige Zukunftsthemen in Brandenburg, wie die Dekarbonisierung des Energiesystems, der Schutz von Feuchtgebieten und Wäldern sowie die Verbesserung der Datenbasis für umweltpolitische Entscheidungen.
Landschaftsmonitoring mit Drohnen
Prof. Martin Herold, Leiter der GFZ-Sektion 1.4 „Fernerkundung und Geoinformatik“, stellte die Potenziale der Fernerkundung mit Drohnen vor. Bevor Herold 2021 ans GFZ kam und auch eine Professor an der Universität Potsdam übernahm, forschte er als Professor an der Universität Wageningen in den Niederlanden, der er bis heute als „Special Professor“ verbunden ist. Herold präsentierte eine Drohne, die u.a. mit Hyperspektral-Sensoren ausgestattet werden kann. Damit lässt das von der Erde – von Pflanzen, Boden, Wasser, Mineralien – reflektierte Sonnenlicht sehr genau analysieren. So sind Rückschlüsse auf den Ernährungszustand von Pflanzen, den Nährstoff- und Wassergehalt von Böden, die Verschmutzung von Gewässern oder auch ein Mineralien- und Rohstoffmonitoring möglich.
Infrastrukturmonitoring mit faseroptischer Sensorik
Das Thema faseroptische Sensorik für Infrastrukturmonitoring und Katastrophenschutz wurde von André Kloth, Geschäftsführer der GFZ-Ausgründung DiGOS vorgestellt. Ebenfalls auf dem Gebiet aktiv ist die GFZ-Ausgründung FOMON. Bei der Technologie wird ausgenutzt, dass sich durch Glasfasern geschickte optische Signale verändern, sobald die Fasern mechanischen Belastungen wie Druck oder Dehnung ausgesetzt sind. Mögliche Einsatzgebiete neu verbauter wie bereits verlegter Glasfasernetze sind die Überwachung kritischer Infrastrukturen wie Deiche und Brücken, in Bergbau und bei Aktivitäten im geologischen Untergrund, etwa bei Geothermie, aber auch die Überwachung im Kontext von Naturkatastrophen wie Erdbeben, Vulkanausbrüchen, Erdrutschen und Felsstürzen.
Laborbesichtigung der Botschafterin
Bei einem vertiefenden Rundgang mit Laborbesuch informierte sich I.E. Botschafterin Somsen auch über die Forschung zu gekoppelten Prozessen bei der Untersuchung des Untergrundes zur geothermischen Nutzung und zur Speicherung von CO2 und Wasserstoff im Untergrund. U.a. erläuterte Dr.-Ing. Guido Blöcher, Arbeitsgruppenleiter in der GFZ-Sektion Geoenergie, im Labor für Gesteinsdeformation die Polyaxiale-Hochdruck-Prüfanlage TrueTriax.
Ein Besuch im GFZ-Schülerlabor, geleitet von Manuela Lange, bot darüber hinaus Gelegenheit, innovative Experimente für verschiedene Schulstufen zu erleben und sich über die Vernetzung von Forschung und Bildungssystem sowie weitere Aktivitäten im Bereich Outreach und Wissenstransfer in die Gesellschaft auszutauschen.