Dr. Nivedita Sairam, Leiterin der wissenschaftlichen Nachwuchsgruppe „HydroHealth“ in der Sektion 4.4 Hydrologie am GFZ, erhält den Arne Richter Preis 2026, der von der „EGU Natural Hazards Division“ (European Geosciences Union) an herausragende Nachwuchswissenschaftler:innen verliehen wird. Damit werden ihre hervorragenden wissenschaftlichen Beiträge und ihre tragende Rolle in der Weiterentwicklung systemischer Hochwasserrisiko-Wissenschaften sowie ihr Ausbau und die Pflege der Netzwerke in der internationalen Gemeinschaft für Naturgefahren ausgezeichnet. Die Preisverleihung findet im Rahmen der nächsten EGU-Generalversammlung Anfang Mai 2026 in Wien statt. Die Europäische Geowissenschaftliche Union (EGU) ist die führende Organisation für Erd-, Planeten- und Weltraumforschung in Europa. Die Aktivitäten der EGU sind in wissenschaftlich-thematischen Abteilungen, sogenannten „Divisions“ organisiert. Die ‚Natural Hazard Division‘ ist eine der größten Abteilungen der EGU, und dies bereits seit der Gründung der EGU.
Die EGU organisiert mit der jährlich stattfindenden Generalversammlung die größte und bedeutendste Veranstaltung der europäischen Geowissenschaften. Weit über Europa hinaus bringt sie Geowissenschaftler:innen aus der ganzen Welt zu einem Treffen zusammen. Es ist ein Forum, in dem Forschende, insbesondere auch Nachwuchswissenschaftler:innen, ihre Arbeit vorstellen und ihre Ideen mit Expert:innen aus allen Bereichen der Geowissenschaften diskutieren. Die Sitzungen des Treffens decken ein breites Spektrum an Themen ab, darunter Hydrologie und Meteorologie, Fernerkundung, Naturgefahren, Geomorphologie, Tektonik und Vulkanologie. In diesem Jahr fand die EGU vom 27. April bis 2. Mai 2025 in Wien, Österreich, statt und hieß mehr als 20.000 Teilnehmer:innen willkommen. Mit rund 19.000 Beiträgen, davon 56% durch Nachwuchswissenschaftler:innen, war die Generalversammlung ein großer Erfolg.
Zur Person: Forschung und Verdienste
Nivedita Sairam setzt bedeutende wissenschaftliche Impulse in der Weiterentwicklung systemischer Ansätze zum Verständnis von kaskadenartigen Auswirkungen von Überschwemmungen auf Gesellschaft und Gesundheit. Neben dem Arne Richter Preis erhielt sie u.a. im Jahr 2020 den "Allianz Climate Risk Research Award - Runner-Up“ für ihre Doktorarbeit zur Modellierung von Hochwasserschäden.
Am GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung ist Nivedita Sairam seit 2016 - mit einer kurzen Unterbrechung - als Postdoktorandin tätig. Aktuell leitet sie die BMBF geförderte Nachwuchsgruppe „HydroHealth“ (HI-CliF), welche sich auf die Auswirkungen von Hochwasserrisiken auf die menschliche Gesundheit fokussiert.
Sairam erforscht die Einflüsse von Hochwasser auf die bebaute Umwelt, die Gesellschaft und die Gesundheit von Menschen. Sie arbeitet an der Weiterentwicklung systemischer Methoden und datengestützter Ansätze indem sie Konzepte wie Mensch-Wasser-System mit Klimabedingten Hochwasserrisiken, sozioökonomischen Antriebs- und Wirkungsmodelle verbindet. Sie erforscht Modelle zur Hochwasseranfälligkeit und -auswirkungen, arbeitet mit räumlichen Datenbanksystemen und GIS sowie statistischen Modelle zur Abschätzung der Auswirkungen von Naturgefahren. Mit mehr als 30 begutachteten Publikationen, darunter Beiträge zu globalen Hochwasser- und Dürreanalysen, formt ihre Forschung die Analyse von Klimarisiken und entsprechende Adaptionsstrategien.
Nivedita Sairam engagiert sich aktiv in Lehrtätigkeiten und Mentoring sowie im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Neben ihrer Rolle in der “EGU Taskforce für Klimagefahren und Risiken” war sie unter anderem Mitglied der Helmholtz-Delegation beim Europäischen Parlament.
Wissenschaftliche Laufbahn
Sairam zog 2015 nach ihrem Bachelor of Engineering in Geoinformatik an dem College Of Engineering Guindy, Anna Universität (Chennai, India) nach Florida in die Vereinigten Staaten, um an der Florida Atlantic Universität in Boca Raton ihren Master in Geomatics zu absolvieren. Von 2016 bis 2020 promovierte sie in Mathematik und Naturwissenschaften an der Humboldt Universität in Berlin und wirkte als Doktorandin am GFZ Potsdam am Marie-Curie EU-Projekt „SystemRisk“ mit.
Von 2015 bis 2016 übte sie die Rolle als Netzwerkberaterin der American Society for Photogrammetry and Remote Sensing (ASPRS) aus. Seit 2022 ist sie Wissenschaftsreferentin der EGU Natural Hazards und Society Division, in der sie ab 2027 das Amt der Präsidentin von PD Dr. Heidi Kreibich für eine Laufzeit von zwei Jahren übernehmen wird.